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von Heinrich Ulrich Seidel Eines der ältesten Speditions- und Logistikunternehmen Deutschlands, das sich seit sieben Generationen im Familienbesitz befindet, ist die im südlichen Siegerland ansässige Firma WEIDT-ISL GMBH aus Burbach. Das Siegener Adressbuch von 1834 führt Gerlach Waid aus Salchendorf bei Neunkirchen als Berg- und Hüttengewerkebesitzer, Stahl- und Eisenhandel". Ein aus den 1830er Jahren stammendes, leider nicht mehr vollständig erhaltenes Rechnungsbuch belegt jedoch, dass von Gerlach Waid nicht nur eigene Handelsgüter transportiert wurden, sondern dass er auch Beför- derungsaufträge von Dritten durchführte. Nachweisen lässt sich die Familie Waid oder Waidt - beide Schreibweisen sind in der damaligen Zeit gebräuchlich - seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Salchendorf, denn im Juli des Jahres 1774 heirateten Johann Antonius Waid (geb. 1748)* aus Daaden und Barbara Elisabeth Thielmann aus Salchendorf, wohin auch der Sitz der Familie gelegt wurde. Offenbar konnte ihr 1778 geborener Sohn Johann Gerlach Waid, der 1803 Anna Maria Reiffenrath heiratete, die Firma von seinem Vater Johann Anton übernehmen. Das bereits angesprochene Rechnungsbuch aus den 1830er Jahren zeigt, dass das Unternehmen mindestens seit 1813 bestand, denn es wird auf einen Geschäftsvorgang aus diesem Jahr verwiesen. Dass es vor 1813 unternehmerische Aktivitäten gab, kann nur vermutet werden, denn weder das Rechnungsbuch der Firma noch die entsprechenden Kirchenbücher machen hierzu Angaben. Berufs- bzw. Standesbezeichnungen in den kirchlichen Unterlagen wurden erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts eingeführt. Als Gerlach Waid im Jahr 1837 starb, hatte sich das Unternehmen allerdings schon so weit entwickelt, dass der Handel mit Eisenerz und Eisenprodukten mit eigenen Gespannen z.B. bis nach Frankfurt/M. oder an den Niederrhein durchgeführt wurde. Der 1849 geborene Ferdinand Weidt, der die Firma von seinem Vater Anton, einem Sohn Gerlachs, übernommen hatte, musste auf die Herausforderung reagieren, die durch den Bau der Eisenbahn auf ihn zu kam. Im Jahre 1861 eröffnete die Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft ihre Bahnlinie zwischen Köln-Deutz und Gießen, zu der auch der Bahnhof in Neunkirchen gehörte. Mit der Fertigstellung dieser Bahn wurde der Transport von Massengütern wie Eisenerz weitgehend von der Straße auf die Schiene verlagert. Allerdings gab es vorläufig noch keine Bahnverbindungen zu der damals bedeutenden Grube Pfannenberger Einigkeit und zu anderen Betrieben im Wildener Tal nordöstlich von Neunkirchen. Diese Lücke wurde erst mit der Eröffnung der Freien Grunder Eisenbahn 1907 geschlossen. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich der Fuhrmannsbetrieb Weidt, der eigene und fremde Handelsgüter von einem Ort zum anderen transportierte, zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen, dessen Geschäftstätigkeit in der Bereitstellung von Beförderungskapazitäten in ganz unterschiedlichen Bereichen bestand. Zum einen konzentrierte man sich auf Spezialtransporte. So wurden beispielsweise Sprengstoffe in vierzehntägigen Reisen von der Gewerkschaft Würgendorf ins Saarland und in das Ruhrgebiet gefahren, wo man sie zum Steinkohleabbau benötigte oder Kabeltrommeln zur Elektrifizierung des Westerwaldes. Andererseits zeigen die Aktivitäten, die man im Siegerländer Eisenerzbergbau entfaltete, die Neuorientierung, zu der man sich durch den Bau der Bahn gezwungen sah. Ein Beispiel für diesen Geschäftsbereich stellt der Transport von Maschinenteilen dar, die für das neue Maschinenhaus der Grube Bollnbach in Herdorf bestürmt waren. Die wöchentlich erscheinende Hellerthaler Zeitung berichtete am 28. Juli bzw. am 4. August 1906, daß ,,die Fuhrunternehmer Weidt und (sein Schwager) Henrichs aus Neunkirchen" ein Rahmengestell ,,im Gewicht von 321 Centnern" und eine ,,Welle der Fördermaschine" von 400 Zentnern Gewicht mit Hilfe von 24 Pferden und ,,Hülfsmannschaften" einen mit 40 Grad Steigung sehr steilen Hang hinauf bis zu seinem Bestimmungs- und Einsatzort befördert hatten. Der Artikel der Hellerthaler Zeitung weist darauf hin, daß es bei diesem Unterfangen vor allem um die technische Realisierung eines schwierigen Transportes ging, der mit den üblichen Methoden nicht möglich gewesen wäre. Wörtlich heiß es in der Hellerthaler Zeitung vom 4.8.1906: ,,Für Techniker ist der Transport eine sehr interessante Leistung." Es wurden Teile des Hanges abgetragen, eine Schienenanlage installiert und eine Drahtseilwinde angebracht, mit deren Hilfe man die schweren Bauteile ziehen konnte. Ein anderes Geschäftsfeld im Bereich des Bergbaus war das Bereitstellen von Grubenpferden, die eine besondere Ausbildung besitzen mussten, um mit den Bedingungen untertage zurechtzukommen. Um ein Erblinden der Tiere zu verhindern, war es nötig, sie mehrmals in der Woche ans Tageslicht zu bringen. Als in den dreißiger Jahren elektrisch betriebene Grubenbahnen eingeführt wurden, schien das Geschäft mit den Grubenpferden beendet. Doch Anfang der vierziger Jahre mussten im Zuge der Kriegswirtschaft wieder Pferde in die Stollen einfahren, da die für Grubenbahnen benötigten Akkumulatoren nicht mehr zur Verfügung standen. Somit blieb das Geschäft mit Grubenpferden bis 1956 Bestandteil des Unternehmens. Erst in diesem Jahr wurden die letzten Pferde, die in der Grube Pfannenberger Einigkeit im Einsatz gewesen waren, außer Dienst gestellt. Ein weiterer Einsatzbereich kam hinzu: Da es auf dem Güterbahnhof in Neunkirchen keine Rangierloks gab, wurden für die notwendigen Rangierarbeiten Pferde des Fuhrunternehmers Waidt als Zugtiere eingesetzt. Aber auch für die im Siegerland damals noch übliche Arbeit im Hauberg (eine spezielle Form der Niederwaldwirtschaft), wurden Pferde, zum Beispiel für Rückarbeiten, bereitgestellt. Am eindrucksvollsten sind jedoch die Bilder von riesigen Schwertransporten. Beispielsweise zeigt ein Bild, das um das Jahr 1900 entstand, die Beförderung eines Dampfkessels der Firma Weinbrenner. Es handelt sich um ein Fuhrwerk mit 14 vorgespannten Pferden. Um die Transporte in Richtung Süden, vor allem nach Frankfurt/M., ins Saarland und in die Wetterau zügig erledigen zu können, richtete man um die Jahrhundertwende in Limburg eine Relaisstation ein, an der die Pferde gewechselt werden konnten. Man war somit nicht mehr gezwungen, lange Ruhepausen zu machen beziehungsweise sich fremder Pferde zu bedienen. Kesseltransport um 1900 in Neunkirchen Ortsmitte. Um 1940 - Fritz Weidt (ein Sohn von Ferdinand Weidt) führte mittlerweile das Unternehmen - waren von den etwa 25 Pferden, die man vor 1914 und auch in den zwanziger und dreißiger Jahren besessen hatte, nur noch acht übrig. Wie auch schon während des Ersten Weltkrieges, wurden erneut Tiere für den Kriegseinsatz beschlagnahmt. Aus der Zwischen- kriegszeit ist noch zu berichten, dass es den ersten Versuch einer Motorisierung gab: Um 1930 kaufte man einen LKW, musste den Wagen jedoch schon nach kurzer Zeit wieder abstoßen. Die im ländlichen Raum des Siegerlandes fehlende Infrastruktur machte den Betrieb eines LKWs unmöglich. Es standen weder qualifizierte Werkstätten in ausreichender Anzahl zur Verfügung, noch war eine befriedigende Versorgung mit Kraftstoff sowie Ersatzteilen gesichert, die von den damals nicht eben zuverlässigen Wagen benötigt wurden. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man bei der Spedition Weidt auf Pferde, da sie zuverlässiger und weniger aufwendig in der Versorgung und im Unterhalt waren. Das Beschlagen der Pferde wurde jedoch nicht von Angestellten der Firma Weidt durchgeführt, sondern durch den Hufschmied Baumgarten aus Wiederstein bei Neunkirchen. 1949 begann jedoch unter Kurt Weidt (ein Sohn von Fritz Weidt) der endgültige Einstieg in das motorisierte Zeitalter mit einem Dreitonner der Marke Ford. Heute umfasst der Fuhrpark des Unternehmens über 100 Fahrzeuge, wovon ca. dreißig motorisierte, sogenannte ziehende Einheiten sind. Die über achtzig Mitarbeiter des Unternehmens beschäftigen sich nicht nur mit dem reinen Transport von Gütern, sondern ebenso mit deren Lagerung, Verpackung, Kommissionierung und Distribution. Außerdem gehört zur Firma eine große Werkstatt, in der Wartungs- und Reparaturarbeiten an motorisierten und unmotorisierten Fahrzeugen sowie die Umbaumaßnahmen an Anhängern und Aufliegern durchgeführt werden können, um diese für spezielle Einsatzzwecke einzurichten. Der Firmensitz, der sich ursprünglich im Ortskern von Neunkirchen befand, wurde im Jahre 1906 durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt, der allerdings größer war und mehr Unterstellmöglichkeiten für Pferde und Fuhrwerke bot. Da die Lage in der Ortsmitte, ursprünglich ein Standortvorteil des Unternehmens, in den letzten Jahren immer mehr die Ent- wicklung der Firma behinderte, zog man 1987/88 in ein autobahnnahes Industriegebiet, das einer weiteren Vergrößerung der WEIDT-ISL GMBH nunmehr genügend Platz bietet. Quelle: Westfälisches Landesmuseum Hagen Sonderdruck: EXPRESS, Menschen, Güter, Straßen * Mittlerweile haben Recherchen ergeben, dass der Vorfahre Hildebrand Weid bereits 1635 als Fachkraft für den Berg- und Hüttenbau nach Daaden kam. Sein Sohn Michael Weyd (1665) wurde staatlicher Bergrevierbeamter. Nachtrag: Zur Vervollständigung dieser Historie möchten wir noch erwähnen, dass die Speditionsabteilung um die Jahrtausendwende verkauft wurde und im Jahr 2002 das verbliebene Transportunternehmen der WEIDT-ISL GMBH seinen Betrieb eingestellt hat. An dieser Stelle werden wir aber für alle Freunde des Hauses - oder sonstige Interessenten - den letzten Stand der offiziellen Homepage weiterhin ins Netz stellen. Seit 1995/96 waren wir mit einer eigenen Homepage im Internet präsent. Wieder einmal sehr viel früher als die meisten Unternehmen. Damals gab es auf der Homepage der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ) nur einen Unternehmenseintrag unter "W". Raten Sie mal wer das war. Seit dieser Zeit hatten sich die Seiten natürlich weiter entwickelt. Aber die Grundzüge waren bereits so vorhanden. Viel Spaß beim Stöbern. Und falls sich jemand fragt, ob den Pferden die Arbeit nicht große Mühe gemacht hätte, hier ein beeindruckendes Beispiel über deren Leistungsfähigkeit. Hartwig Weidt
Die Firma Weidt in Burbach
Vom Fuhrunternehmen zum modernen Speditions- und Logistikanbieter
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von Heinrich Ulrich Seidel Eines der ältesten Speditions- und Logistikunternehmen Deutschlands, das sich seit sieben Generationen im Familienbesitz befindet, ist die im südlichen Siegerland ansässige Firma WEIDT-ISL GMBH aus Burbach. Das Siegener Adressbuch von 1834 führt Gerlach Waid aus Salchendorf bei Neunkirchen als Berg- und Hüttengewerkebesitzer, Stahl- und Eisenhandel". Ein aus den 1830er Jahren stammendes, leider nicht mehr vollständig erhaltenes Rechnungsbuch belegt jedoch, dass von Gerlach Waid nicht nur eigene Handelsgüter transportiert wurden, sondern dass er auch Beförderungsaufträge von Dritten durchführte. Nachweisen lässt sich die Familie Waid oder Waidt - beide Schreibweisen sind in der damaligen Zeit gebräuchlich - seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Salchendorf, denn im Juli des Jahres 1774 heirateten Johann Antonius Waid (geb. 1748)* aus Daaden und Barbara Elisabeth Thielmann aus Salchendorf, wohin auch der Sitz der Familie gelegt wurde. Offenbar konnte ihr 1778 geborener Sohn Johann Gerlach Waid, der 1803 Anna Maria Reiffenrath heiratete, die Firma von seinem Vater Johann Anton übernehmen. Das bereits angesprochene Rechnungsbuch aus den 1830er Jahren zeigt, dass das Unternehmen mindestens seit 1813 bestand, denn es wird auf einen Geschäftsvorgang aus diesem Jahr verwiesen. Dass es vor 1813 unternehmerische Aktivitäten gab, kann nur vermutet werden, denn weder das Rechnungsbuch der Firma noch die entsprechenden Kirchenbücher machen hierzu Angaben. Berufs- bzw. Standesbezeichnungen in den kirchlichen Unterlagen wurden erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts eingeführt. Als Gerlach Waid im Jahr 1837 starb, hatte sich das Unternehmen allerdings schon so weit entwickelt, dass der Handel mit Eisenerz und Eisenprodukten mit eigenen Gespannen z.B. bis nach Frankfurt/M. oder an den Niederrhein durchgeführt wurde. Der 1849 geborene Ferdinand Weidt, der die Firma von seinem Vater Anton, einem Sohn Gerlachs, übernommen hatte, musste auf die Herausforderung reagieren, die durch den Bau der Eisenbahn auf ihn zukam. Im Jahre 1861 eröffnete die Köln- Mindener Eisenbahngesellschaft ihre Bahnlinie zwischen Köln- Deutz und Gießen, zu der auch der Bahnhof in Neunkirchen gehörte. Mit der Fertigstellung dieser Bahn wurde der Transport von Massengütern wie Eisenerz weitgehend von der Straße auf die Schiene verlagert. Allerdings gab es vorläufig noch keine Bahnverbindungen zu der damals bedeutenden Grube Pfannenberger Einigkeit und zu anderen Betrieben im Wildener Tal nordöstlich von Neunkirchen. Diese Lücke wurde erst mit der Eröffnung der Freien Grunder Eisenbahn 1907 geschlossen. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich der Fuhrmannsbetrieb Weidt, der eigene und fremde Handelsgüter von einem Ort zum anderen transportierte, zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen, dessen Geschäftstätigkeit in der Bereitstellung von Beförderungskapazitäten in ganz unterschiedlichen Bereichen bestand. Zum einen konzentrierte man sich auf Spezialtransporte. So wurden beispielsweise Sprengstoffe in vierzehntägigen Reisen von der Gewerkschaft Würgendorf ins Saarland und in das Ruhrgebiet gefahren, wo man sie zum Steinkohleabbau benötigte oder Kabeltrommeln zur Elektrifizierung des Westerwaldes. Andererseits zeigen die Aktivitäten, die man im Siegerländer Eisenerzbergbau entfaltete, die Neuorientierung, zu der man sich durch den Bau der Bahn gezwungen sah. Ein Beispiel für diesen Geschäftsbereich stellt der Transport von Maschinenteilen dar, die für das neue Maschinenhaus der Grube Bollnbach in Herdorf bestürmt waren. Die wöchentlich erscheinende Hellerthaler Zeitung berichtete am 28. Juli bzw. am 4. August 1906, daß ,,die Fuhrunternehmer Weidt und (sein Schwager) Henrichs aus Neunkirchen" ein Rahmengestell ,,im Gewicht von 321 Centnern" und eine ,,Welle der Fördermaschine" von 400 Zentnern Gewicht mit Hilfe von 24 Pferden und ,,Hülfsmannschaften" einen mit 40 Grad Steigung sehr steilen Hang hinauf bis zu seinem Bestimmungs- und Einsatzort befördert hatten. Der Artikel der Hellerthaler Zeitung weist darauf hin, dass es bei diesem Unterfangen vor allem um die technische Realisierung eines schwierigen Transportes ging, der mit den üblichen Methoden nicht möglich gewesen wäre. Wörtlich heiß es in der Hellerthaler Zeitung vom 4.8.1906: ,,Für Techniker ist der Transport eine sehr interessante Leistung." Es wurden Teile des Hanges abgetragen, eine Schienenanlage installiert und eine Drahtseilwinde angebracht, mit deren Hilfe man die schweren Bauteile ziehen konnte. Ein anderes Geschäftsfeld im Bereich des Bergbaus war das Bereitstellen von Grubenpferden, die eine besondere Ausbildung besitzen mussten, um mit den Bedingungen untertage zurechtzukommen. Um ein Erblinden der Tiere zu verhindern, war es nötig, sie mehrmals in der Woche ans Tageslicht zu bringen. Als in den dreißiger Jahren elektrisch betriebene Grubenbahnen eingeführt wurden, schien das Geschäft mit den Grubenpferden beendet. Doch Anfang der vierziger Jahre mussten im Zuge der Kriegswirtschaft wieder Pferde in die Stollen einfahren, da die für Grubenbahnen benötigten Akkumulatoren nicht mehr zur Verfügung standen. Somit blieb das Geschäft mit Grubenpferden bis 1956 Bestandteil des Unternehmens. Erst in diesem Jahr wurden die letzten Pferde, die in der Grube Pfannenberger Einigkeit im Einsatz gewesen waren, außer Dienst gestellt. Ein weiterer Einsatzbereich kam hinzu: Da es auf dem Güterbahnhof in Neunkirchen keine Rangierloks gab, wurden für die notwendigen Rangierarbeiten Pferde des Fuhrunternehmers Waidt als Zugtiere eingesetzt. Aber auch für die im Siegerland damals noch übliche Arbeit im Hauberg (eine spezielle Form der Niederwaldwirtschaft), wurden Pferde, zum Beispiel für Rückarbeiten, bereitgestellt. Am eindrucksvollsten sind jedoch die Bilder von riesigen Schwertransporten. Beispielsweise zeigt ein Bild, das um das Jahr 1900 entstand, die Beförderung eines Dampfkessels der Firma Weinbrenner. Es handelt sich um ein Fuhrwerk mit 14 vorgespannten Pferden. Um die Transporte in Richtung Süden, vor allem nach Frankfurt/M., ins Saarland und in die Wetterau zügig erledigen zu können, richtete man um die Jahrhundertwende in Limburg eine Relaisstation ein, an der die Pferde gewechselt werden konnten. Man war somit nicht mehr gezwungen, lange Ruhepausen zu machen beziehungsweise sich fremder Pferde zu bedienen. Kesseltransport um 1900 in Neunkirchen Ortsmitte. Um 1940 - Fritz Weidt (ein Sohn von Ferdinand Weidt) führte mittlerweile das Unternehmen - waren von den etwa 25 Pferden, die man vor 1914 und auch in den zwanziger und dreißiger Jahren besessen hatte, nur noch acht übrig. Wie auch schon während des Ersten Weltkriegs wurden erneut Tiere für den Kriegseinsatz beschlagnahmt. Aus der Zwischenkriegszeit ist noch zu berichten, dass es den ersten Versuch einer Motorisierung gab: Um 1930 kaufte man einen LKW, musste den Wagen jedoch schon nach kurzer Zeit wieder abstoßen. Die im ländlichen Raum des Siegerlandes fehlende Infrastruktur machte den Betrieb eines LKWs unmöglich. Es standen weder qualifizierte Werkstätten in ausreichender Anzahl zur Verfügung, noch war eine befriedigende Versorgung mit Kraftstoff sowie Ersatzteilen gesichert, die von den damals nicht eben zuverlässigen Wagen benötigt wurden. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man bei der Spedition Weidt auf Pferde, da sie zuverlässiger und weniger aufwendig in der Versorgung und im Unterhalt waren. Das Beschlagen der Pferde wurde jedoch nicht von Angestellten der Firma Weidt durchgeführt, sondern durch den Hufschmied Baumgarten aus Wiederstein bei Neunkirchen. 1949 begann jedoch unter Kurt Weidt (ein Sohn von Fritz Weidt) der endgültige Einstieg in das motorisierte Zeitalter mit einem Dreitonner der Marke Ford. Heute umfasst der Fuhrpark des Unternehmens über 100 Fahrzeuge, wovon ca. dreißig motorisierte, sogenannte ziehende Einheiten sind. Die über achtzig Mitarbeiter des Unternehmens beschäftigen sich nicht nur mit dem reinen Transport von Gütern, sondern ebenso mit deren Lagerung, Verpackung, Kommissionierung und Distribution. Außerdem gehört zur Firma eine große Werkstatt, in der Wartungs- und Reparaturarbeiten an motorisierten und unmotorisierten Fahrzeugen sowie die Umbaumaßnahmen an Anhängern und Aufliegern durchgeführt werden können, um diese für spezielle Einsatzzwecke einzurichten. Der Firmensitz, der sich ursprünglich im Ortskern von Neunkirchen befand, wurde im Jahre 1906 durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt, der allerdings größer war und mehr Unterstellmöglichkeiten für Pferde und Fuhrwerke bot. Da die Lage in der Ortsmitte, ursprünglich ein Standortvorteil des Unternehmens, in den letzten Jahren immer mehr die Ent- wicklung der Firma behinderte, zog man 1987/88 in ein autobahnnahes Industriegebiet, das einer weiteren Vergrößerung der WEIDT-ISL GMBH nunmehr genügend Platz bietet. Quelle: Westfälisches Landesmuseum Hagen Sonderdruck: EXPRESS, Menschen, Güter, Straßen * Mittlerweile haben Recherchen ergeben, dass der Vorfahre Hildebrand Weid bereits 1635 als Fachkraft für den Berg- und Hüttenbau nach Daaden kam. Sein Sohn Michael Weyd (1665) wurde staatlicher Bergrevierbeamter. Nachtrag: Zur Vervollständigung dieser Historie möchten wir noch erwähnen, dass die Speditionsabteilung um die Jahrtausendwende verkauft wurde und im Jahr 2002 das verbliebene Transportunternehmen der WEIDT-ISL GMBH seinen Betrieb eingestellt hat. An dieser Stelle werden wir aber für alle Freunde des Hauses - oder sonstige Interessenten - den letzten Stand der offiziellen Homepage weiterhin ins Netz stellen. Seit 1995/96 waren wir mit einer eigenen Homepage im Internet präsent. Wieder einmal sehr viel früher als die meisten Unternehmen. Damals gab es auf der Homepage der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ) nur einen Unternehmenseintrag unter "W". Raten Sie mal wer das war. Seit dieser Zeit hatten sich die Seiten natürlich weiter entwickelt. Aber die Grundzüge waren bereits so vorhanden. Viel Spaß beim Stöbern. Und falls sich jemand fragt, ob den Pferden die Arbeit nicht große Mühe gemacht hätte, hier ein beeindruckendes Beispiel über deren Leistungsfähigkeit. Hartwig Weidt
Die Firma Weidt in Burbach
Vom Fuhrunternehmen zum modernen Speditions- und Logistikanbieter
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